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Kojey Radical über seinen »Reason To Smile«

UK Hip-Hop ist zurzeit vor allem für Grime und Drill bekannt. Der Londoner Rapper Kojey Radical hat sich einen Namen außerhalb dieser Schubladen gemacht und damit seine ganz eigene Platform geschaffen. Bekannt für seine Konzept-Projekte im ganz eigenen Stil, ist seine Musik durchzogen von Themen wie sozialer Ungerechtigkeit, Selbstzweifel und eine allgemeine Wut auf die sozialen Missstände in London. Sein Sound ist aufregend anders, was er auch seiner langjährigen Zusammenarbeit mit UK Produzenten wie KZ oder Swindle zu verdanken hat.

Sein Debütalbum »Reason To Smile« bedient sich wieder ähnlicher Motive und hört sich doch ganz anders an. Das neue Album ist hoffnungsvoller, Kojey hat seinen Weg gefunden. Unglaublich einfühlsam, reflektiert und erkenntnisreich ist »Reason To Smile« nicht nur eine Hommage an die starken weiblichen Vorbilder in seinem Leben, es ist auch eine Art Leitfaden für seinen Sohn und damit sein Vermächtnis an die nächste Generation. 

Du hast gesagt, dass deine älteren Projekte für dich wie eine Art  “Aufwärmphase” waren und auf »Reason To Smile« bist du “warm geworden”, du bist startklar. Kannst du uns verraten, was du damit meinst?
Weißt du was? Im Grunde genommen hatte ich immer das Gefühl von “learning-on-the-job”. Als ich mit Musik angefangen habe, war es erst eine Art Experiment, eine Art Selbsttest. Aber ich hatte direkt Erfolg, es hat den Menschen etwas bedeutet. Die Leute wollten es sehen und zuhören. Ich denke, jetzt ist die perfekte Zeit für dieses Album, weil ich das Gefühl habe, mich selbst und meine Stimme gefunden zu haben. Ich weiß, was ich sagen möchte, was für ein Künstler ich sein möchte und wie ich mich präsentieren möchte. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass ich einfach auf einem anderen Level als der Durchschnitt gearbeitet habe. Damit sind die Erwartungen mit jedem neuen Projekt gestiegen und ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Erwartungen an meine Projekte gerecht werden muss. Jetzt habe ich aber das Gefühl, dass ich das Tempo selber angebe.

Ich finde, das hört man auch auf dem Album. Etwas, das mir auch beim Hören von »Reason To Smile« in den Sinn kam, war das Gefühl, das ich auch habe, wenn ich Songs wie Kendrick Lamars »i«, oder JAY-Zs »Hard Knock Life« höre. Dieses Gefühl, dass obwohl die Lebensumstände, die in den Songs beschrieben werden mehr als hart sind, die Musik einem trotzdem Hoffnung gibt. Ähnlich wie du es ja auch auf deinem Album sagst, obwohl die Umstände mitunter frustrierend sind, musst du deinen persönlichen Grund zum Lächeln finden. Es ist ähnlich wie beim Funk, Alben wie Stevie Wonders »Innervisions«, haben diese »keep going mentality«, das man einfach weitermachen muss, kannst du das nachvollziehen?
Klar. Ich denke, das ist der Punkt, zu dem ich immer wieder zurückkomme. Bevor ich ein Projekt anfange, egal welche Art von Projekt, suche ich mir meine Inspirationsquelle. Du fängst an, dir die Musik anzuhören die dir das Gefühl gibt: ich bin bereit. Wir sind immer wieder zu jede Menge Justice League Production, jede Menge Pharrell und insbesondere zu den frühen Neptunes Sounds zurückgekommen. Aber vor allem ging es mir auch um die Aussage, die ich mit einem Song machen möchte. Bob Marley wird zum Beispiel niemals aufhören, relevant zu sein, da die Menschen immer in der Lage sein werden, seine Musik zu fühlen. Einfach nur aus dem Grund, dass er über etwas Echtes spricht und das in einer Art tut, die nachvollziehbar ist. Das war jedenfalls das Ziel dieses Albums. 

Die Stimmung von »Reason To Smile« hebt sich von vorherigen Projekten ab, die sich teilweise noch düsterer oder frustrierter, im Sinne von sozialen und politischen Missständen, anhören. Dein neues Album behandelt zwar ähnliche Thematiken aber mit einem anderen Ansatz, fast wie eine neue “Kampfstrategie”?
Sicher, ganz bestimmt! Ich meine, ich war offensichtlich noch sehr jung, als ich die letzten Projekte gemacht habe. Als ich an »Dear Daisy« gearbeitet habe, war ich gerade frisch aus der Uni. Ich hab erst ein Jahr Musik gemacht, als ich »23 Winters« veröffentlicht habe und in »In Gods Body« kam dann direkt das Jahr danach. Den größten Abstand, den ich zwischen Projekten – und damit verbunden auch die einzig größere persönliche Entwicklung, die ich hatte, war zwischen »In Gods Body« und »Cashmere Tears«. Das war für mich eine Zeit, in der ich persönlich den größten Wandel durchlebt habe. Es hängt also für mich auch immer damit zusammen, welche Veränderungen ich gerade erlebe, das hilft mir meinen Sound zu bestimmen und wie ich mich diesem annähere. Natürlich hatte ich auch schön früh Fan-Lieblinge wie »Bambu«, »Kwame Nkrumah«, »Open Hand« oder »Gallons«. Auf diesen Tracks war ich einfach noch jung und sehr wütend auf die Welt. Ich hab mich nur auf die Wut fokussiert und das ist keine Lösung. Ich hatte einfach noch nicht die Lebenserfahrung zu sagen: Ok, die Wut ist wie ein Geschwür und nicht hilfreich, nicht positiv. Ich hab auch soundmäßig, im Sinne von Musik machen, noch nicht genug Erfahrungen gesammelt gehabt, um zu wissen wie ich meine Message vermitteln kann. 

Ich würde sagen, diese Botschaft wird auch sehr deutlich durch die Features auf dem Album. Das Album sticht vor allem durch die schwarzen Musikerinnen hervor, die für mich eine neue – extrem unterschätzte – Generation von Künstlerinnen darstellen wie z.B: Tiana Major9, Shaé Universe, Ego Ella May, Lex Amor. Wie hast du die Features für das Album ausgesucht?
Ich bin einfach ein Glückspilz! [lacht]. Ich hasse diese geheuchelten Allyship. Ich denke, das ist Bullshit. Wenn du dich für Menschen einsetzt und an deren Seite stehst, dann musst du diese Leute auch reden lassen. Es wäre nicht richtig von mir, über die Perspektive von schwarzen Frauen zu sprechen oder in deren Namen zu handeln, ohne sie selber zu Wort kommen und ihr Ding machen zu lassen. Es geht darum, einen Platz für Künstler*innen zu schaffen, der unabhängig ist vom Background, Geschlecht oder was auch immer, jeder muss für sich selbst sprechen können. Außerdem spiegelt es am besten meine eigenen Erfahrungen wider. Es waren immer die Frauen um mich herum, denen ich meine Fragen stellen konnte, oder die da waren, wenn ich mich im Versuch herauszufinden selbst verlor. Es war mir einfach wichtig, diese Momente auch durch die Features zu repräsentieren.

Aus der Sicht von Außenstehenden fühlt sich das fast schon an wie eine eingeschworene Community aus Künstler*innen. Die UK Szene generell, vor allem  aber die Musikszene in London ist da sehr einzigartig.
Ja, ich meine, ich arbeite jetzt schon einige Jahre mit den gleichen paar Leuten. Mit Shaé Universe arbeite ich jetzt schon seit »In Gods Body« zusammen und mit Tiana auch schon seit Jahren. Tiana und ich sind damals zusammen in denselben Open Mic Kreisen aufgetreten. Sie hat früher Akustiksets gespielt mit ihrem Bruder an der Gitarre. Viele der Leute, die auf dem Album sind, kenne ich jetzt schon über Jahre. Ich erinnere mich noch, wie Knucks als erstes sein Video auf SBTV veröffentlicht hat. So lange höre ich schon Knucks. Die Musik von Cashtastic hat mich meine ganze Schulzeit lang begleitet, er war wirklich der erste junge große Superstar, den das Land je gesehen hat, als er in meiner Kindheit rauskam. Die Probleme mit der Einwanderungsbehörde haben zwar seinen Aufstieg gehindert, aber auf keinen Fall sein Talent. Es ist einfach cool, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, ihm die Plattform zu geben um sein Ding zu machen. Lex Amor feier ich schon eine Weile, Ich bin generell ein Fan von allen, die auf dem Album sind, weißt du? Ich bin einfach mit jeden als Fan in Kontakt getreten, ich hab mein Ego hinten angestellt und einfach gehofft, dass sie ja sagen [lacht]. Glücklicherweise haben sie dann ja auch ja gesagt. Ego Ella May war sogar schon auf »Dear Daisy« (2014) und jetzt ist sie eine MOBO Award Gewinnerin. Es ist fast so, als würde jeder in die Rolle wachsen, die schon immer für ihn oder sie bestimmt war. 

Als du die Tracklist auf Instagram gepostet hast…
»War Outside« ist auf dem Album. Das war ein Fehler [alle lachen].

Vielen ist da direkt der Name von Kelis aufgefallen. Einfach auch weil das die größte Überraschung für die meisten Fans war, könntest du uns sagen wie dieser Track zustande kam?
Das war so: Tiana und ich haben einen neuen Song richtig gefühlt. Ich wusste einfach, ich wollte etwas Aggressives, so ein “»Phantom of the Oprah« type shit”.
KZ und Swindle haben an diesem Beat gearbeitet und Tiana kam einfach mit einer “next level energy” ins Studio und hat einfach diese Stimmung heraufbeschworen und angefangen zu schreien. Ich dachte nur: WOW der Song ist etwas ganz anderes. Wir hatten ihn dann ewig rumliegen. Ich erinnere mich daran, dass ich bevor der Song überhaupt entstanden ist Kelis’ Namen bereits auf mein Vision Board für das Album getan hatte, einfach ohne Hintergedanken: “yeah I’m gonna put Kelis on my album”. Eines Tages bekomme ich dann ein “Ringeling” auf meinem “Dingeling” von meinem Manager, der das Instrumentals für Kelis haben wollte. Ich dachte ewig, dass er nur Quatsch geredet hat. Ich habe einfach nichts geglaubt, was mit ihr zu tun hatte – bis dann der Verse zurück kam. Es war komplett durchgeknallt. Dann hat mich KZ angerufen. Er war gerade in LA und einfach mit Kelis im Studio. Wir haben dann einfach ewig am Telefon gequatscht. Sie hat mir gesagt, dass ich zur Farm kommen sollte. Sie war super nett und ich dachte, dass es so ein surrealer Moment ist, aber gleichzeitig auch die Bestätigung dafür, dass ich diesmal wirklich an einem Album arbeite. Ich hab bisher in meiner Karriere einfach genug getan, um diese Dinge zu pushen, es wirklich zu probieren und diesen Dingen nachzugehen. Von daher war es einfach wichtig.

Ein anderer sehr wichtiger Moment war bestimmt auch die Geburt deines Sohnes. Du erwähnst ihn mehrmals unter anderem auf »Reason To Smile«: “My life better cause my son got his mom’s smile” und auf »Gangsta«: “Moonwalking through the fire, a generational curse / my son he getting big, he getting tall, he getting handsome / If he got my pen, I’m betting he going platinum / no good at the lullaby’s I’m better when I rap to him.” Außerdem schreibst du als Caption zu einem Video von euch beiden auf Instagram, dass er für dich dein Grund zum Lächeln ist. Ich hoffe, wir treten dir nicht zu nahe, aber hat dein Sohn deinen kreativen Prozess oder deine Perspektive auf die Dinge verändert?
Yeah, yeah, yeah, einhundert Prozent! Es gibt Dinge, die einfach dazu da sind, dich wieder zu erden. Ich denke, egal was passiert, es gibt keine genaue Möglichkeit vorherzusagen, auf welcher Bahn du dich befindest. Wenn ich die Richtung bedenke, in die sich mein Leben entwickelt hat, musste es Veränderung geben. Der Grund warum mein Album so heißt, wie es heißt, liegt daran, dass es eine der größten Veränderungen war, die in meinem Leben passiert ist. Wahrscheinlich auch eine der angsteinflößendsten. Ich war noch nicht bereit, weißt du? Jeder beglückwünscht dich, jeder hat ein Lächeln für dich und es sind gute Nachrichten. Währenddessen versuchst du selber rauszufinden: Wo stehe ich? Wer bin ich? Was weiß ich denn schon über dieses Leben, um es einem anderen beizubringen und ihn zu erziehen? Dann war er da und ich gucke ihn an und denke, Junge! Du hast nur ein Wissen von X Monaten. Ich bin der Meinung, dass es Männer in ihren Dreißigern gibt, die noch komplette Idioten sind. Von daher ist die Tatsache, dass du nur sechzehn, siebzehn, zwölf Monate – oder was auch immer – auf der Welt bist, so inspirierend. Ich kann dir einfach den Weg weisen durch alles, was du erlebst. Ich möchte es nicht kontrollieren, ich möchte es nicht verändern. Ich kann dir einfach dabei helfen und hoffen, dass du gewisse Dinge verstehst. Weil irgendwann wird der Punkt kommen, an dem du selbst reflektierst und nach den Antworten auf deine Fragen suchst. Ich hoffe einfach, dass mein Album genau das für meinen Sohn ist, weißt du? Dass es ihn anleitet und helfen wird, einen Grund zu finden.  

Im Zusammenhang mit deinem Sohn erwähnst du auf »Gangsta« außerdem “moonwalking through the fire / a generational curse…”
..a generational curse, yeah, yeah, yeah.. Eine Menge Kinder haben keinen Vater. Von daher fühlt es sich fast wie etwas an, an das man sich gewöhnen muss und vielleicht ist da zu sein gerade der angsteinflößende Teil. Du musst durchs Feuer gehen. Das ist einfach das, was du tun musst. Ich hab das schon auf Swindles Album gesagt: “Walking through the fire is something that dads do” (»HOW I’VE BEEN«). Es ist furchterregend durchs Feuer zu rennen, oder? Du bist kein Feuerwehrmann, aber trotzdem rennst du rein, um dein Kind zu retten.

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Ein anderes wiederkehrendes Thema, das sich durch das Album zieht, sind unterschiedliche Formen von Druck. Auf dem Track »Pressure« rappst du: “You’re supposed to be the king / People still dependent on you / Even on your dark days, keep a little love inside you.” Würdest du sagen, der Druck, den du beschreibst, kommt von außen oder von dir selber?
Ich denke beide Aussagen treffen zu. Egal, was du gerade in deinem Leben durchmachst, dir werden immer neue Herausforderungen in den Weg gestellt. Wie du mit diesen Herausforderungen umgehst, ist das worauf es ankommt. Es gibt Motivation und Disziplin, du kannst dazu motiviert werden, alles zu tun. Disziplin ist aber es zu tun, selbst wenn du nicht motiviert bist. Diese Balance zu finden ist das, was dir hilft weiter zu machen, egal was kommt. 

Irgendein Vorschlag dazu, wie man mit diesem Druck umgeht?
Fuck me, nein [lacht]. Einfach weil ich das durchstehe, weißt du? Mehr ist es nicht. Du musst einfach dadurch kommen, ganz buchstäblich. Es gibt keinen Weg daran vorbei, du kannst es nicht unterwandern. Du musst da ganz buchstäblich durch. Die Person, die du auf der anderen Seite sein wirst, wird besser für dich sein. So gehst du mit Druck um. 

Wir haben leider keine Zeit, um detailliert über alle Lyrics zu sprechen. Aber eine Zeile, die uns nicht mehr aus dem Kopf geht, ist im zweiten Teil von »Pusher Man: BWI«, wo du am Ende wiederholst: “There’s nothing more dangerous than a black man with intelligence / especially one with relevance.” Könntest du uns etwas mehr dazu erzählen?
Also »Pusher Man: BWI« ist eigentlich eine Metapher innerhalb einer Metapher. Ich bin mir bewusst, dass diese Industrie, also Medien, Radio, Fernsehen was auch immer es genau ist, aktiv Gewalt, Sex, Drogen, Geld und Frauen bewirbt, “all day – everyday”. Und das tut sie mit vollem Bewusstsein. Wenn du dir jetzt anguckst, was gerade an der Spitze unserer Kultur steht, im Sinne von Einfluss auf Menschen und deren Alltag, egal aus welcher Gesellschaftsschicht, dann würdest du Hip Hop sagen.

Wenn du jetzt der Autor bist, fühlst du dich dafür verantwortlich, weil dir auch bewusst ist, was das in deiner Gemeinschaft anrichtet. Während ich also diese Musik pushe, diese Wörter pushe, diese Vorstellungen und Ideen pushe, fühle ich mich wie ein Drogendealer. Ich fühle mich wie all diese Dinge, weißt du? Wie schon erwähnt, die 50/50 Verteilung auf meinem Album ist auch meine Anerkennung von schwarzen Frauen, besonders die in meinem Leben. Es ist aber eben auch die Erkenntnis, dass die Balance zurzeit nicht fair ist. Gucken wir uns nur die Hierarchie des Einflusses innerhalb des Hip Hop an, dann steht der schwarze Mann ganz klar an oberster Stelle. Wenn er sich dem nun aber bewusst ist und sich entscheidet so zu handeln, wäre das gefährlich. Von daher ist es eine Metapher innerhalb einer Metapher innerhalb einer Metapher. Außerdem ist es einfach ein kranker Song [lacht].

As the author now you feel responsible because you’re also aware of what that does to your community. So, as I’m pushing this music. I’m pushing these words. I’m pushing these notions, these ideas, I feel like the drug dealer. I feel like all of these things, you know?

Kojey Radical über die Inspiration hinter »Pusher Man: BWI«

Wir wollten dich auch noch zu deiner Zusammenarbeit mit dem Produzenten Swindle befragen. Auf dessen letzten Album »THE NEW WORLD« warst du auf 5 von 9 Songs zu hören und Songs von deinem Album wie »Payback« fühlen sich fast wie ein Zusatz zu diesem Projekt an. Als ob diese Lieder Teil einer Session gewesen wären. Wie kam es dazu?
Ich und Swindle – das passt einfach. Er denkt wie ich, wenn es ums Arbeiten geht, uns kümmern keine bestimmten Projekte, es geht uns einfach nur um das, woran wir gerade arbeiten. Innerhalb kürzester Zeit entstehen einfach eine Menge Tracks. Ich fühl mich fast schlecht, weil er den schwierigeren Teil der Arbeit hat: er muss die Songs aussuchen, auf denen ich nicht mit drauf bin [lacht].

Am Ende des Tages weiß er einfach: Wenn er etwas bestimmtes braucht, dann kann ich ihm das liefern. Andersrum genauso. Wenn er einen bestimmten Verse über XYZ in einem bestimmten Style und Flow braucht, oder eine Stimme, die in einem bestimmten Falsetto singt, dann kann er sich auf mich verlassen. Mit einem so torsicherem Team muss man nicht argumentieren. Am Ende des Tages ist es egal, wer den Hattrick geschossen hat, da steckt ein System hinter, gute Pässe, genau das passiert, wenn Swindle und ich zusammenarbeiten. Songs wie »Payback« entstehen da andauernd.

Als ich das erste mal mit Swindle zusammengearbeitet habe, haben wir in einer Session zusammen »Water« und »Coming Home« gemacht. Er hat »Coming Home« behalten und dafür hab ich »Water« bekommen. Ich kann mich nicht mehr an den anderen Track erinnern, aber wir haben den und »Cashmere Tears« gemacht, Er hat den anderen Track genommen und ich dafür »Cashmere Tears«. Während wir an seinem Album »THE NEW WORLD« gearbeitet haben, meinte ich nur ich gebe dir die fünf Tracks, dafür brauche ich aber »Payback« [lacht]. Fünf für einen [lacht]. So funktioniert das einfach, ich hab also »Payback« tatsächlich während »THE NEW WORLD« gemacht.

Gibt es etwas, von dem du dir erhoffst, dass Fans das von diesem Album mitnehmen? Wie glaubst du wird es sich in deren Leben widerspiegeln?
Auf welcher Reise sie sich auch immer befinden, macht einfach weiter. Ich möchte sie einfach gewinnen sehen. Wenn du als anders wahrgenommen oder verstanden wirst, wenn dein Weg nicht direkt linear ist, du noch keinen großen Erfolg hattest, noch nicht auf der Bildfläche erschienen bist, du immer noch am schuften bist. Wenn du immer noch versuchst herauszufinden, wer zu deinem Tribe gehört, wer deine Fans sind und oft einfach nur fertig bist, weil du keinen um dich rum siehst, der das Gleiche macht wie du und Erfolg hat. Diese Leute müssen einen Erfolg sehen. Darum geht’s. Einfach dass diese Menschen weitermachen können. Mir ist es scheißegal, ob ich morgen groß rauskomme und der größte Künstler aller Zeiten werde, aber meine Musik wird für immer bestehen. Wenn also in zehn, fünfzehn Jahren jemand meine Musik hört und sich denkt: Rah! Und dann den geilsten Scheiß macht, dann hab ich gewonnen. Ich bin am gewinnen. “I’m winding up, fuck you lot” [lacht]. Mir geht’s einfach darum, den Traum am Leben zu halten. In den meisten meiner Projekte geht es um den Weg. Und wir sind immer noch dabei: »Cashmere Tears« hatte keinen Schlusspunkt, es hat mit einer Frage geendet. »Reason To Smile« endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern stellt eine weitere Frage. Siehst du worauf ich hinaus will? Wir werden diese Fragen weiterhin stellen und gemeinsam durchs Leben gehen.