Staff Pick: Tyler, The Creator - IGOR
Label: Columbia Records

Tyler, The Creator – IGOR

Die künstlerische Entwicklung von Tyler, The Creator ist eine der spannendsten im Hip-Hop. Die ersten Werke wie »Bastard« oder »Goblin« von vor knapp zehn Jahren zeigen einen verbitterten Teenager mit einem Faible für das Wort „faggot“, der im Video auch gerne mal Kakerlaken isst und sich dann selber erhängt. Ein Jahrzehnt später schafft Tyler, The Creator dann ein Konzeptalbum, dass gegensätzlicher zu seinen Anfangszeiten nicht sein könnte: »IGOR«.

Staff Pick: Tyler, The Creator - IGOR
Backcover von IGOR


Als ein Konzeptalbum, wie es im Buche steht, erzählt »IGOR« die Geschichte einer Person, die sich unglücklich in ihren besten Freund verliebt. Unterschwellig spielt Tyler dabei natürlich auch mit den seit Jahren währenden Gerüchten um seine sexuelle Orientierung – ob es sich bei Igor um ihn selber handelt, wird aber nie aufgelöst. Nicht nur inhaltlich hängen die Tracks zusammen, auch musikalisch gehen sie ineinander über. Nicht umsonst hat der ehemalige Odd Future-Frontmann die Hörer vor Release darum gebeten, dass Album an einem Stück und von vorne bis hinten zu hören.


Als Künstler durch und durch ist die Konzeption des gesamten Albums Chefsache: Alle Tracks von »IGOR« sind von Tyler selber produziert, die eigentlich hochkarätigen Features (Playboi CartiKanye WestLil Uzi Vert) werden zu Nebendarstellern degradiert und tauchen nicht einmal auf dem Backcover auf. An Soundexperimenten wird auf dem Grammy-gewinnenden Album vieles ausprobiert: Seine charakteristisch tiefe Stimme verändert Tyler an vielen Stellen zu einer extrem hohen. Als Instrumentals dienen auch schon mal die Geräusche vom Laden einer Pistole (»THANK YOU«).


Tylers fünftes Studioalbum ist der bisherige Höchststand eines Rappers, der sich konstant weiterentwickelt und alle künstlerischen Freiheiten auslebt.