Die Opening Show des Reeperbahn Festivals 2025 Credit: Christoph Eisenmenger
Die Opening Show des Reeperbahn Festivals 2025 Credit: Christoph Eisenmenger

Imagine Togetherness: Das war die Opening Show des Reeperbahn Festivals 2025

20 Jahre ist das Reeperbahn Festival in diesem Jahr geworden. 20 Jahre, in denen sich das Hamburger Festival im Herzen der Hansestadt in Windeseile zu einem der wichtigsten Clubfestivals entwickelt hat und heute zu DEM Networktreffen der Musikindustrie zählt. Auf der Opening Show wird die Historie des geschichtsträchtigen Festivals nicht nur einmal erzählt.

Über die 20 Jahre hat sich viel verändert in der Industrie – Algorithmen dominieren dort, wo früher organisches Wachstum war; Playlists lösen zunehmend das Format Album ab – doch das Festival bleibt immer noch derselbe Ort des Zusammenkommens. Das Motto der Jubiläumsausgabe lautet in diesem Jahr deshalb auch passend „Imagine Togetherness”. In Zeiten von Entzweiung, Disruption und aufgeladenen Debatten trägt dieses Motto viel Gewicht mit sich.

Die Opening Show des Reeperbahn Festival 2025 mit Detlef Schwarte Credit: Christoph Eisenmenger
via Christoph Eisenmenger

Entsprechend fallen auch die Redebeiträge der Speaker:innen der traditionellen Opening Show an diesem Mittwochabend auch aus: Viele lassen nicht nur die letzten 20 Jahre RBF Revue passieren, sie sprechen auch den status quo der heutigen Musiklandschaft im Vergleich zu den letzten beiden Jahrzehnten an. Da ist natürlich Detlef Schwarte, der Co-Founder des Festivals, der von großen Veränderungen durch Digitalisierung, Monopolisierung und nicht zuletzt AI spricht. Doch diese tiefgreifenden Changes als Chance zu sehen und bei etablierten Meeting Points wie dem Reeperbahn Festival zu diskutieren, sieht er als unerlässlich an – und ist froh, dass sein Festival seinen nicht ganz unwichtigen Teil dazu beitragen kann.

Moderiert von der britischen Radiomoderatorin Clara Amfo finden sich über die knapp 1,5 h der Auftaktveranstaltung weitere Stimmen aus Kultur, Politik und Musik ein. Ingo Mix, Abteilungsleiter der Kunst- und Kulturförderung bei dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, vertritt beispielsweise seinen Chef Wolfram Weimer, und setzt mottogetreu auf weniger Differenzen bilden und mehr auf Gemeinsamkeiten herausstellen.

Auch Musik auf der Opening Show

Am bestgeschnürtesten und damit auch zielführendsten an diesem Abend aber stellt Dr. Carsten Brosda, seines Zeichens Kultursenator der Hansestadt Hamburg, die Bedeutung von Musik für eine zusammenarbeitende statt geteilter Gesellschaft. Mit Songzitaten von großen Musiker*innen wie Billie Eilish („The old me is still me and maybe the real me”) oder dem jüngst mit Trump in den Clinch gekommenen Altmeister Bruce Springsteen („Remember, nobody wins unless everybody wins“) schlägt Brosda die Brücke von Musik zu Gesellschaft und wird schließlich für einen Politiker ungewöhnlich deutlich, als er Woody Guthries Spruch „This machine kills fascists“ zum Ende in seine Rede einwebt und zum unerlässlichen Widerstand gegen den aufkommenden Faschismus mahnt.

Musik wird in all den Redebeiträgen aber auch gespielt. So spielen die Irinnen von Florence Road einen mitreißenden Indiepop-Song und Calum Scott darf gleich zwei Mal seine butterweichen Mitmach-Pop-Songs zum Besten geben. Mit dem Future Female Africa Kollektiv, bestehend aus Sheebah Karungi, Poundo, Nicole Hadfield, Onejiru, Femi One, mari.ama, Mayonde, Anna Bassy und der Deutschrapperin Die P, findet sich dann aber auch noch ein Musikstück wieder, das dringlicher aufgemacht ist und den politischen Rahmen der Opening Show eindrucksvoll einfängt.

Die Opening Show des Reeperbahn Festivals 2025 Credit: David Reineke
via David Reineke

Es folgen noch weitere Redebeiträge, etwa von der Journalistin Liz Pelly, die interessante Einblicke in die Algorithmen von Spotify und AI liefert, und eine Vorstellungsrunde zu den diesjährig Nominierten des prestigevollen Anchor Awards. Mit Cara Rose, Carpetman, Mei Simones, RIP Magic, Soft Loft und Sorvina ist dieses Jahr erneut eine höchste diverse Gruppe an Newcomer:innen quer aus der Welt zusammengestellt worden, von denen sich alle ihre berechtigten Hoffnungen auf den Preis machen dürfen.

Space Oddity

Doch nachdem dieser Programmpunkt während der Opening Show seit nun beinahe 10 Jahren schon fast zum Pflichtteil gehört, endet die Jubiläumsausgabe der Opening-Show mit einem ungewöhnlichen Gast: nach einer kurzen Anmoderation Amfos inkl. John Lennon-Zitat über den Himmel steht mit einem Mal ein Astronaut auf der Bühne. André Kuipers hält im Stile eines TED-Talks eine beschwingte Rede über das All, die Wichtigkeit seiner Kolleg*innen und der Space Stations, findet aber irgendwie noch den Bezug zum Festivalrahmen, indem er die Musik vorstellt, die während seiner Flüge zum All liefen. Das sorgt in jedem Fall für Abwechslung und für eine Regung im Publikum und zeigt eindrucksvoll, dass Musik – genau wie Raumstationen – nur vom Miteinander profitieren kann. Und genau dazu soll und wird das Reeperbahn Festival nun auch zum 20. Mal seinen Teil zu beitragen.

Die Opening Show des Reeperbahn Festivals 2025 Credit: David Reineke
via David Reineke