Staff Pick: Tarek K.I.Z - Golem
Label: Warner Music International

Tarek K.I.Z – Golem

Das erste Soloalbum eines K.I.Z-Mitglieds, nachdem es die Gruppe schon seit fast zwei Jahrzehnte gab? Die Jungs kannte man bis auf einige Solofeature-Ausflüge bisher quasi nur als Kollektiv. Tarek K.I.Z hat den Schritt Anfang 2020 gewagt und mit »Golem« seine erste Soloplatte rausgebracht und damit auch gleich mal ganz neue Saiten aufgezogen.

Die langjährige und treue Fanbase der Berliner ist ja vor allem ihren bösen bis schwarzen Humor und die vielen Übertreibungen gewöhnt, mit denen die Jungs sonst an ihre Songs gehen. Die gibt es auf »Golem« natürlich auch genügend (»Bang Bang«, »Wenn du stirbst« oder »Nach wie vor«) aber Tarek nutzt das ganz eigene Projekt vor allem dafür, um mal vom doppelten Boden wegzukommen und persönlichere Saiten aufzuziehen. Allen voran im letzten Track »Frühlingstag«, in dem er seinem verstorbenen Vater eine unglaublich berührende Ballade widmet, verlässt er seine gewohnte Ironie-Komfortzone so deutlich wie noch nie zuvor und gibt so viel Privates preis wie selten zuvor.

Staff Pick: Tarek K.I.Z - Golem
Backcover von Golem

Auch musikalisch wird die gewohnte Zone ein Stück weit verlassen. Autotune hier, Trapbeats da und deutlich gefühlvollere Passagen bestimmen das Soundbild des Albums und zeigen die ganze Bandbreite von Tareks musikalischem Talent auf.

Ein weiteres Talent kann Tarek auf »Golem« ebenso gut unter Beweis stellen. Maxim hat es im Backspin- Interview zum neuen K.I.Z-Album »Rap über Hass« gut auf den Punkt gebracht: Niemand in der Crew kann so gut Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen wie Tarek. Wenn er in »Nubischer Prinz« durch die Wüste zieht oder auf »Ticket hier raus« einen fast apokalyptischen Alltag zeichnet, dann beginnt sich automatisch ein Film vor dem Auge abzuspielen.

So steht am Ende mit »Golem« ein gelungener erster Soloausflug aus dem K.I.Z-Universum, das genauso gut für sich allein stehen kann wie es auch an die bereits bestehende Diskographie der Berliner anknüpft.