Staff Pick: Döll - Nie oder jetzt
Label: Döll / Groove Attack

Döll – Nie oder jetzt.

Döll hat bewegte Jahre hinter sich. Einen ersten Hype bekam er 2014 mit der »Weit entfernt«-EP. Auch wegen der großen Belastung, die mit der plötzlichen Aufmerksamkeit kam, verpasste er es aber diesen auszunutzen. Bis auf das gemeinsame Album mit Bruder Mädness war es im Anschluss vergleichbar still geworden um den Darmstädter, auf ein Solodebüt in Albumlänge wartete man lange vergebens. Als es dann doch endlich soweit war, erfuhr man auf »Nie oder jetzt.« auch im Detail, was sich bei dem Menschen Fabian Döll in den vergangenen Jahren abgespielt und letzten Endes für das lange Warten gesorgt hatte.

Staff Pick: Döll - Nie oder jetzt
Backcover von Nie oder jetzt


Bereits das Intro »Für den Fall« offenbart: Bei Döll ist viel Scheiße passiert und nicht selten dachte er ans Aufgeben. Auf absolut schonungslose Art und Weise, aber ohne in den Pathos zu verfallen, packt er seine Spielsucht (»Waldemar«), die innere Zerrissenheit und aufkommende Depressionen (»Héctor Lavoe«) oder Situationen mit der Ex und den Labels (»Nie oder jetzt.«) in die Zeilen. Aber bei allem Negativen, was ihn begleitet hat, wirkt das Album auch gleichzeitig wie ein großer Befreiungsschlag für den Künstler. Tracks wie »Ich probier‘s« oder »Sah es in mir« vermitteln das Bild von einem Musiker, der mit seinem Album alles auf eine Karte setzt und den Neuanfang wagt.


Die lyrische Versiertheit eines der ehrlichsten Rapper Deutschlands und authentisches Storytelling auf trockenen, atmosphärischen Boombap-Beats aus der Feder von Größen wie Dexter, Enaka oder Torky – »Nie oder jetzt.« ist für Hiphop-Liebhaber eine Offenbarung und bietet genug Stoff, um als Underground-Klassiker einzugehen. Wie es im »Outro« heißt: „Wenn mich irgendwas mal überdauern sollte, ist es das“.